Durles / Dârlos / Darlac

Dorf und evangelische Kirche
Am Kirtscher Bach, der von Norden kommend östlich von Mediasch in die Große Kokel mündet liegt Durles. Der Ort war eine Grundherrschaft im Kokelburger Komitat im Besitz ungarischer Adelsfamilien, die letzten Eigentümer waren die Haller. Kirchlich gehörte das Dorf zum Bogeschdorfer Kapitel, heute ist es eine Diasporagemeinde im Mediascher Kirchenbezirk. Bis ins 19. Jahrhundert umgab den Sakralbau eine Wehrmauer, der heute freie Platz vor der Kirche wird „auf der Burch“ genannt. Sie wurden erst in der Neuzeit entfernt. 1930 lebten im Dorf 2.206 Personen, davon 1.328 Rumänen, 587 Deutsche, 100 Ungarn, vier Juden und 182 Roma. 2011 ermittelte die Volkszählung 2.820 Einwohner, davon 30 Deutsche. Zu dem Gemeindezentrum im Landkreis Hermannstadt gehören die Dörfer Kirtsch und Valea Lungă.

Dorf und Kirchenburg
Um eine Bergnase der Kokelburger Höhenzuges schmiegt sich die Hauptgasse mit ihren Nebengassen. Am Schnittpunkt der Gassen, am Dorfanger erhebt sich die evangelische Kirche auf einem kleinen Plateau eines Berghanges.

Kirchenburg
Bis ins 19. Jahrhundert umgab den Sakralbau eine einfache Ringmauer. An dieser standen noch bis ins 20. Jahrhundert die Vorratskammern der Dorfbewohner im offenen Viereck.

Evangelische Kirche
Die gotische Hallenkirche des 15. Jahrhunderts wurde wohl an Stelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet. Die turmlose Saalkirche mit eingezogenem Chor hat auf dem steilen Satteldach einen Dachreiter, in dem drei Glocken hängen. Drei Portale ermöglichen den Zugang zum Kirchensaal. An einem Pfeiler der Außenwand findet sich eine Plastik eines Heiligen. Die Sakristei wurde abgetragen. In die Südwand, in der Nähe des Südportals sind mehrerer Fragmente römischer Steinplastiken eingesetzt.

Westportal
Seitliche Fialen und ein Fries aus Blendmaßwerk umrahmen das Spitzbogenportal. Die dreistufigen Gewände führen an den Kämpfern ein Fries mit Weinlaub und Eichenblätter, die sich auf den Archivolten fortsetzten. Im Tympanon sind noch Reste eines Fresko zu erkennen: Christus wird umgeben von den Fürbittern Maria und Johannes (Deisis-Darstellung). Über dem Westportal ist eine Rosette mit Maßwerk eingesetzt.

Blick zum Chor
Den Chor überdeckt ein gotisches Gewölbe auf kräftigen Wanddiensten, zwei davon haben ungewöhnlich Rundplastiken mit Baldachinen, die als Jungfrau Maria und Evangelist Johannes gedeutet werden. An den sechs Steinkonsolen finden sich figürliche Darstellungen und Rosetten. In die Nordwand ist eine Sakramentnische ausgespart, das gotische Sakristeiportal und eine zweites im Renaissancestil.

Wandgemälde im Chor
Während der unlängst durchgeführten Restaurierungsarbeiten wurden in Chor weitere großflächige Wandgemälde freigelegt. Sie stammen vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Der untere Teil der Wand umgibt eine gemalte Tapisserie, ein an Ringen aufgehängter Vorhang mit Faltenwurf, wie in vielen orthodoxen Kirchenmalereien byzantinischer Tradition. Die Südwand hat eine maßwerkgekrönte, zweisitzige Sedilie, deren Hintergrund ein Wandgemälde mit zwei hl. Kriegern führt.
Wandgemälde im ersten Chorjoch mit dem Jüngsten Gericht

Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena

Der byzantinische Kaiser Konstantin ließ das Christentum aus einer verfolgten, teilweise geduldeten Religion zur Staatsreligion werden. Die Wandgemälde sind womöglich auf einen in den Moldauklöstern geschulten Meister zurückzuführen, die ganz besonders augenfällig an dieser Darstellung des Kaisers Konstantin werden. Die Kleidung der erinnert eher an die eines moldauischen Fürsten.

Wandgemälde im Chor
Während den Restaurierungsarbeiten von 1975 wurden stark beschädigte Wandgemälde zwischen den Diensten freigelegt. Sie zeigen eine imaginäre Vorhangdekoration. Im 19. Jahrhundert beschrieb der Reisende Auguste de Gerando folgende Szenen: das Abendmahl, die vier Evangelisten, Märtyrer, David, Salomon, Christus, Engel, Mönch und Teufel sowie die Hl. Könige Ladislaus und Stephan I. von Ungarn.

Wandgemälde an den Außenwänden
Die Darstellung des hl. Christophorus mit dem Jesuskind auf dem Arm bewahrte dem Volksglauben nach, vor Unfall und jähem Tod.

Wandgemälde an den Außenwänden
Auf den oberen Außenwänden des Chores haben sich Fragmente von großflächigen Wandmalereien erhalten. Die Südseite bedecken Szenen mit der Gefangennahme Jesu und einem überlebensgroßen Darstellung des Christophorus. Am Chorhaupt sind die Kreuzigung, Christus vor Pilatus und auf der Nordfassade die Kreuzabnahme und Grablegung noch sichtbar.

Altar
Die Predella ist 1633 datiert. Darüber erhebt sich ein etwas jüngerer Teil bestehend aus dem Mittelbild, eine segnende Christusdarstellung, flankiert von den seitlichen Bildern, die Blumenvasen darstellen. ein Alt

Orgel
Im Jahr 1721 erwarb die Kirchengemeinde ein altes Positiv für 80 Gulden aus Reichesdorf. Friedrich und Wilhelm Maetz stellten die neue Orgel auf der Westempore von 1793 auf. Leopold Wegenestei erweitere die Orgel 1910 auf acht Prospekte.

Text, Martin Rill